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Ein Mann sitzt auf einem Vogelfelsen mitten im Nordatlantik und kämpft um sein Überleben. Er wurde ausgestoßen aus einem untermeerischen Reich, weil er nicht mehr »funktionierte«. Er hat nur Proviant für einen Monat. Er ist gezwungen, sich von den »Früchten des Meeres und der Luft« zu ernähren. Er weiß, dass seine Verbannung endgültig ist, trotzdem hofft er auf ein Ende seiner Isolation irgendwann. Diese Hoffnung erweist sich als die größte Folter. Hungerphantasien und Wachhalluzinationen gaukeln einen dämonischen Retter vor. Die existentielle Zuspitzung wird sichtbar, das Stadium vor dem Verstummen, dem physischen Ende.
Preis: AT € 20,00 / DE € 19,45
ISBN13: 978-3-903322-63-9
Erscheinungsdatum: 16. März 2022
Seiten: 128
Sprache: Deutsch
Format: 12 x 20 cm; Hardcover mit Fadenheftung
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© 2023. edition keiper.
Wilfried Gottwald –
Rockall ist ein Felsen im Nordatlantik, der gut 20 Meter aus dem Meer ragt, eine Felseninsel, ein Inselfelsen, unbewohnt und unbewohnbar.
Dorthin wird der Ich-Erzähler – der von den Bewohnern einer Art Tiefsee-Kolonie auserkoren worden war, als Korrespondent auf Reisen zu gehen und Berichte zu schreiben, jedoch „nicht funktioniert“ hatte – verbannt, ausgesetzt, seinem Schicksal überlassen, mit Proviant für nur einen Monat scheint es ohnehin grausam besiegelt.
Doch er will überleben, kämpft um seine Existenz, lernt unter widrigsten Umständen Fische zu fangen, Vögel zu erlegen, aus Seetang und Algen Suppe zu kochen, sich einen notdürftigen Unterstand zu bauen und im wahrsten Sinn des Wortes gegen stürmische See und raues Wetter anzukämpfen. Bis zuletzt mit Hoffnung auf Rettung fiebert er, geplagt von halluzinativen Wachträumen und schwer verletzt, seinem unausweichlichen Ende entgegen.
Aber nicht die ungemein spannenden Schilderungen des Erlernens diverser primitiver Überlebenstechniken, auch wenn ihnen breiter Raum eingeräumt wird, stehen im Zentrum des Romans, vielmehr geht es, wie fast immer bei Hüttenegger, um sehr stark autobiographisch eingefärbte Begrifflichkeiten wie Ausgrenzung, Isolation, Verbannung und das Leben als Außenseiter, Einzelgänger und Elitärer, letztlich Ausgestoßener.
Der Autor versteht es vorzüglich, in diesem relativ schmal gehaltenen Prosaband diese seine grundlegenden Lebensfragen zu verdichten und mit starker poetischer Kraft zu einer Parabel auszubauen, die mit – manchmal durchaus auch erschreckender – Radikalität und Vehemenz Individualismus und Nonkonformismus zu einer Lebensmaxime erhebt, deren Grundprinzipien naturgemäß nicht allen verständlich und somit entsprechenden Angriffen von vielerlei Seiten ausgesetzt sind.
Das aber soll und muss einem Dichter egal sein, will er unbeirrbar sich und seinem Schaffen treu bleiben. Bei Hüttenegger trifft dies sicherlich zu, auch wenn die Konsequenzen daraus mangelnde Wahrnehmung und Achtsamkeit im sogenannten „Literaturbetrieb“ sein sollten.
„Rockall“ ist nicht nur eine Art Robinsonade mit scheinbarem Abenteuercharakter, es ist ein radikales, ein erschütterndes Buch, das die Grenzen zwischen Utopie und Dystopie rasch verschwimmen und verschwinden lässt. Hüttenegger stellt mit diesem stilistisch meisterlichen Roman seine große virtuose Erzählkunst unter Beweis.
Bernhard Hüttenegger ist Autor vieler Romane, Erzählungen und Essays, war in den 70er-Jahren Mitglied des Grazer Forum Stadtpark, schrieb regelmäßig für die „Manuskripte“ und veröffentlichte Reiseberichte in diversen Zeitungen und Zeitschriften („Merian“, „NZZ“, „Die Presse“, u. a.). Man sollte die entsprechenden Aspekte seiner sehr persönlichen Lebensgeschichte in die Deutung und Interpretation dieses Romans einfließen lassen, um verschiedenen Gleichnissen, Metaphern oder poetisierten Bildern im Text mit besserem Verständnis näher zu kommen und gewisse Hintergründe klarer ausleuchten zu können.
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